Führen – Sollen oder Wollen?

Damit Du als Leitwölfin oder als Leitwolf Dich selbst und Dein Team zu Erfolg führen kannst, braucht Ihr alle Motivation. Das Sollen ist die eine Art der Führung, die mir in meiner Karriere gelegentlich begegnet ist. In diesen Situationen spüren Mitarbeiter Druck, manchmal Angst. Sie wissen, dass sie liefern sollen und strengen sich mehr oder weniger an, um das geforderte Resultat zu liefern. Diese Mitarbeiter liefern zwar, aber sie liefern nie Höchstleistung, weil sie das Gefühl haben, einfach nur funktionieren zu müssen. Ihre Eigenmotivation ist gering.

Nun gibt es Ausnahmesituationen, in denen das Führen durch Sollen manchmal einfach nötig ist, z.B. in echten Krisensituationen. Dann müssen Dinge sehr schnell gehen, und dann ist eben auch mal eine schnelle klare Ansage erforderlich. Aber das sollte die seltene Ausnahme sein. Denn viel bessere und nachhaltigere Ergebnisse liefern Menschen, die wollen. Nur wirklich motivierte Mitarbeiter können Höchstleistung mit Freude bringen. Nur dann entstehen grosse, nachhaltige Erfolge, auf die deine Mitarbeiter und Du als Leitwolf rundum stolz sein können.

Deshalb ist eine der wertvollsten Fragen, die mir von Führungskräften immer wieder gestellt wird, die Frage: „Sag mal, Stefan, kann ich als Leitwolf eigentlich meine Mitarbeiter aktiv motivieren? Geht das überhaupt? Und wenn ja wie mache ich das?“ Und meine Antwort lautet, ja in vielen Fällen kannst Du als Leitwölfin oder Leitwolf eine ganze Menge tun, um Demotivation zu verringern und Deine Leute aktiv zu motivieren.

Hier sind meine 3 besten Tipps für Dich für gutes Führen mit Wollen statt Sollen:

1. Verstehe die Motivation der Anderen:

Nach meiner Überzeugung sind alle Mitarbeiter grundsätzlich erst einmal motiviert. Deshalb kommen sie ja täglich zur Arbeit. Du als Leitwölfin oder als Leitwolf kannst zunächst einmal tiefer verstehen, was genau den einzelnen Mitarbeiter motiviert. Wo steht der Mitarbeiter in seiner Entwicklung und wohin möchte er sich entwickeln? Was inspiriert ihn im Beruf? Was sind seine Stärken? Wie kannst Du diese so einsetzen, dass der Mitarbeiter das tun kann, was ihn inspiriert und was er gerne tut. Welche Verantwortung kannst Du ihm übertragen, bei der er seine besonderen Stärken täglich einsetzen kann? Was frustriert Deinen Mitarbeiter im Beruf und was erwartet er von Dir als Vorgesetztem?

Ausserdem ist es extrem wertvoll, gleich zu Beginn einer neuen Arbeitsbeziehung die persönlichen Trigger des Anderen zu verstehen. Was ist ihm persönlich wichtig? Ist er eher Typ A, dem sichtbare individuelle Anerkennung vor Anderen wichtig ist, voll im Rampenlicht? Oder ist eher Typ B, der eher die ruhige persönliche Anerkennung im Stillen mag? Oder ist er Typ C, dem eine Anerkennung für sein Team ganz besonders viel bedeutet? Ist es eher das Lösen eines technischen Problems, ein funktionierender Prozess, der ihn motiviert? Oder ist es eher das Ergebnis, das den Anderen motiviert. Finde heraus, was jeden Einzelnen deiner Mitarbeiter persönlich begeistert und triggert, denn dann kannst Du zusätzlich motivieren.

Also: Verstehe die Motivation.

2. Stoppe Demotivation

Vieles ist schon gewonnen, wenn Du nicht nur die Stärken des Einzelnen verstehst und ihn dementsprechend einsetzt, sondern wenn Du auch verstehst und möglichst vermeidest, was den Anderen im Beruf frustriert. Viele Mitarbeiter klagen über unklare Ziele und völlig fehlendes Feedback. Klar, dass diese Menschen komplett frustriert sind. Ohne klares Ziel ist jeder Weg falsch. Und komplett ohne Feedback ist jeder Mitarbeiter frustriert. Wenn Du also ein solches Team übernimmst, dann finde heraus, was stört oder fehlt und sorge für Klarheit. Sorge für motivierende Ziele: Wenige, klare, anspruchsvolle, erreichbare, technisch smart definierte Ziele. Werde ein Meister im Geben und Empfangen von richtig gutem Feedback, denn Feedback ist die Lebensader für Motivation und Leistung. Stelle auch das notwendige Mass an Kontrolle sicher, denn Du als Leitwölfin oder Leitwolf musst das sichere Gefühl haben, dass alles Wichtige richtig läuft. Aber vermeide dabei Micro-Management, also das Gefühl, jede noch so kleine Kleinigkeit so kontrollieren zu müssen, dass der Mitarbeiter nichts mehr alleine entscheiden darf und nur noch ausführt.

Vor vielen Jahren habe ich selber ein Beispiel erlebt, dass mich dazu gebracht hat, mich intensiv mit dem Thema gutes Führen zu beschäftigen. Ich hatte vorher zwei Jahre lang denselben Chef gehabt. Er führte mich brillant, oft durch sehr gute Fragen. Als ich einmal für meine grösste Marke von meiner Seite eine Strategie für die nächsten 5 Jahre vorschlug, kam er innerhalb einer Stunde zu mir zurück mit exzellentem Feedback und drei offenen Fragen, genau an der richtigen Stelle. Er ermöglichte mir durch sein Verhalten, Fehler zu machen und selber daraus zu lernen. So konnte ich Verantwortung übernehmen und behalten, ich konnte lernen und wachsen.

Dann bekam ich plötzlich einen neuen Chef, der mir auf dieselbe Art von Strategieempfehlung sein Feedback nicht nach einer Stunde gab, sondern nach drei Tagen. Er gab mir nicht drei gute offene Fragen, sondern auf eineinhalb Seiten mit kleiner roter Handschrift 24 sehr kleinteilige Kommentare und Vorschläge. Davon waren 20 sachlich nicht zielführend, 4 konnte man diskutieren. Aber das Schlimme war mein Gefühl danach: Ich fühlte mich wie in Handschellen gelegt, degradiert zum Ausführer schlechter Anweisungen. Das empfinde ich als Micro-Management. Seitdem habe ich mir angewöhnt, gleich am ersten Tag mit neuen Mitarbeitern ein Erwartungsgespräch zu führen und Micro-Management zu vermeiden.

Also Tipp Nr. 2: Stoppe Demotivation.

3. Fragen, hinhören, persönlich wertschätzen

Damit Du als Leitwolf Deine Teammitglieder motivierst, müssen sie sich erst einmal wahrgenommen und ernstgenommen fühlen. Ein gutes Mittel ist das Stellen guter Fragen. Dann hinhören und zwar nicht mit dem Ziel, deine Mitarbeiter zu widerlegen, sondern mit dem Ziel, ihnen zu helfen, ihre Ideen möglichst stark zu machen. Steve Jobs sagte einmal den kraftvollen Satz „Wir bei Apple stellen nicht gute Leute ein, um ihnen zu sagen, was zu tun ist. Wir stellen gute Leute ein, damit sie uns sagen, was zu tun ist.“ Wenn diese Haltung wirklich gelebt wird, dann motiviert das Mitarbeiter sehr.   

Ein weiteres Mittel für positive Motivation ist spürbar echte, persönliche Wertschätzung. Eines der wirkungsvollsten Feedbacks im Berufsleben, das ich jemals bekommen habe, bekam ich als junger Direktor eines multifunktionalen Teams. Gerade ein halbes Jahr vorher war ich befördert worden von einer Marketingrolle mit 12 Mitarbeitern in eine Direktorenrolle mit Verantwortung für 11 Funktionen und 70 Mitarbeiter. Kurz vor Weihnachten stand plötzlich völlig unerwartet unser Geschäftsführer, der die Verantwortung für das grösste Geschäft in Europa trug, in meiner Tür. Er war extra zu mir herübergekommen, um mir persönlich zu danken für die guten Ergebnisse und die guten Leistungen meines Teams und wünschte mir und meiner Familie frohe Weihnachten. Das Ganze dauerte nur eine Minute, gab mir aber sehr langanhaltende Motivation. Und obwohl er bereits viele Jahre her ist, kann ich mich noch sehr genau daran erinnern.

Also Tipp Nr. 3: Fragen, hinhören, persönlich wertschätzen.

Zusammengefasst meine 3 besten Tipps für Dich für Führen mit Wollen statt Sollen:

1. Verstehe die Motivation der Anderen
2. Stoppe Demotivation
3. Fragen, hinhören, persönlich wertschätzen

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Vielen Dank für Deine Aufmerksamkeit,
Dein Stefan Homeister