„Warum tust Du das?“ – Gute Fragen schaffen Wert!

Kennst Du das auch aus Deiner Führungs-Realität? Dein Mitarbeiter tut etwas, was aus Deiner Perspektive überhaupt keinen Sinn macht. Du warst fest überzeugt, er liefert nun endlich die versprochenen Ergebnisse eines sehr wichtigen multifunktionalen Projekts. Du hast einen Termin mit ihm und freust Dich auf die Ergebnisse. Und dann kommt folgender Satz: „Ja, liebe Chefin, tut mir echt Leid, aber ich kann nichts dafür. Mein eigener Teil ist komplett fertig und richtig gut geworden. Aber diese anderen Teile des Projekts hat Finanz nur halb, Vertrieb zu spät und Produktion überhaupt nicht geliefert.“

Wenn Du als Leitwölfin oder Leitwolf Dein Team mit Erfolg und Spass führen willst, dann brauchst Du Eigenverantwortung und Motivation in Deinem Team. Ein guter Weg dahin sind gute Fragen. 

Schon der Philosoph Sokrates beherrschte die hohe Kunst, Überzeugungen seiner Gesprächspartner durch seine Fragen infrage zu stellen. Dadurch öffneten sie sich für neue Einsichten. Sokrates nahm gerne die Grundhaltung ein, selbst nichts zu wissen und traute seinen Gesprächspartnern zu, dass sie selbst die richtigen Antworten und Lösungen für ihre Probleme finden würden. Mit seiner Frage-Kunst und weil er vor keiner Frage zurückscheute, begeisterte er die Jugend seiner Zeit. 

Aber warum fällt es heutzutage so vielen Menschen so schwer zuzuhören? Weil sie annehmen führen heisst reden? Weil wir Menschen gerne unsere eigene Stimme hören? Wir glauben wenn wir reden, haben wir die Kontrolle über das Gespräch. Wir glauben manchmal wir haben bereits selber die besten Antworten und die wirksamsten Lösungen, bevor der Andere überhaupt beginnt zu sprechen.
Laut einer Untersuchung der Akademie für Führungskräfte der Wirtschaft hält die Mehrzahl der deutschen Arbeitnehmer ihren Chef für einen schlechten Zuhörer. Dabei wollen viele Führungskräfte als aktiv und als „Macher“ wahrgenommen werden und setzen machen gleich mit reden. Und das obwohl wir eigentlich wissen, dass der Satz „Wer fragt, der führt“, häufig richtig ist. 


Aber wie macht man das nun, Führen mit Fragen? Hier sind meine 4 besten Tipps für Dich:


1. Gezielt Fragen, Neues ermöglichen

Zu viele Menschen und Führungskräfte nehmen an sie haben Recht und hören Anderen nur halbherzig zu. Sie sprechen erstmal klar und deutlich ihren Standpunkt aus und schliessen danach ihre Ohren. 
Sehr viel besser für beide Seiten ist es, gezielte Fragen zu stellen und dadurch Neues, Besseres zu ermöglichen. Ein Beispiel ist ein erfahrener HR-Direktor bei einem unserer Kunden. Er hört viel und sehr genau zu und stellt dann sehr gezielt genau die Frage, die das Gespräch besonders wirksam voranbringt. 
Ein anderes selbst erlebtes Beispiel stammt von einem der besten Chefs, die ich jemals hatte, meinem damaligen Marketing-Direktor. Ich führte zum ersten Mal und zwar 2 bekannte Konsumgütermarken und 6 Mitarbeiter. Als ich meinem Chef eines Tages für eine meiner Marken mit einem zweiseitigen Dokument eine Strategie für die Zukunft empfahl, antwortete er mit zwei gezielten Fragen. Eine davon war: „Stefan, Du schlägst aus drei Möglichkeiten die Strategie B vor. Weisst Du eigentlich, wie sich diese Strategie auf unser Geschäft mit unserem grössten Handelskunden auswirkt?“ Volltreffer! Ich hatte keinen blassen Schimmer, wie ich seine Frage beantworten sollte. Ich führte ein gutes Gespräch mit unserem Handelsteam und entwickelte danach eine noch bessere Strategie für meine Marke. Ausgangspunkt? Die gezielte Frage meines Direktors.
Kraftvolle Fragen zu stellen, ist anspruchsvoll. Einige Beispiele für Fragen, die Dich animieren sollen, für Dich selbst noch viel bessere Fragen zu finden. Wenn Du verstehen willst, was Deinen Mitarbeiter motiviert, kannst Du ihn z.B. im Rahmen eines Erwartungsgesprächs fragen: „Was inspiriert Dich ganz besonders an Deiner Arbeit?“ Wenn Du beim Delegieren einer Verantwortung Motivation schaffen willst, kannst Du z.B. fragen: „Wie sollte Dein Ergebnis dieses Projekts sein, damit Du so richtig stolz darauf bist?“ Wenn es ein Problem mit einem Mitarbeiter gibt, der zwar multifunktionaler Projektleiter ist, aber nur verantwortlich sein will für seinen eigenen Bereich, den er komplett kontrollieren kann, könntest Du z.B. fragen: „Wofür bist Du in diesem Projekt verantwortlich?“ Dann schweigen und zuhören. Und wenn die Verantwortung geklärt ist, kannst Du danach fragen: „Und wie gut wirst Du Deiner Meinung nach dieser Verantwortung gerecht?“ Diese Fragen und Dein ruhiges Zuhören können neue Erkenntnis und klare Verantwortung ermöglichen und Euch beide noch erfolgreicher machen.

Also Tipp Nr. 1: Gezielt Fragen, Neues ermöglichen


2. Genau hinhören, ausreden lassen, nachfragen

Manche Führungskraft hört nur alibihalber zu, um selber wieder möglichst schnell möglichst viel reden zu können. Wenn Du als Leitwölfin oder Leitwolf von Deinen Leuten wirklich gute Ideen bekommen willst, dann solltest Du hinhören, den Anderen ausreden lassen und wenn sinnvoll nachfragen. Wirklich hinhören heisst komplett unvoreingenommen die Sicht des Anderen einzunehmen, die Idee des Anderen wirklich verstehen zu wollen. Ausreden lassen ist dabei sehr wichtig, besonders wenn Du als Leitwölfin oder Leitwolf schon glaubst zu wissen, was gleich kommt. Gerade dann solltest Du nicht durch kurze bohrende Fragen unterbrechen und dem Anderen schlimmstenfalls Angst machen oder Rechtfertigungsdruck erzeugen, sondern respektvoll ruhig zuhören, bis der Andere alles gesagt hat, was ihm wichtig ist. Denn nur wenn der Andere das Gefühl hat, in Ruhe ausreden zu können, fühlt er sich auch tatsächlich verstanden und nur dann kommen wirklich alle neuen Ideen auf den Tisch. 
Und eine gute Führungskraft fragt nach. Dadurch signalisierst Du dem Anderen aufrichtiges Interesse an allen wesentlichen Teilen seines Vorschlags. Dein Nachfragen hilft dem Anderen evtl. sogar, selber neue Aspekte an seiner eigenen Idee zu erkennen, die er vorher noch gar nicht gesehen hat. 

Also Tipp Nr. 2: Genau hinhören, ausreden lassen, nachfragen.


3. Motive verstehen, Blockaden überwinden

Eine der wertvollsten Fragen, die Dir als Führungskraft enorm weiterhelfen kann, Andere zu Erfolg und Spass zu führen, ist die Frage: „Warum tut er, was er tut?“ Diese Frage solltest Du als Leitwölfin oder Leitwolf durch Deine Fragen möglichst gut beantworten. Wenn Dein Mitarbeiter nicht das Verhalten zeigt, das ihm selber hilft, erfolgreich zu sein, dann frage Dich und frage ihn: „Warum tust Du, was Du tust?“ Kann er nicht? Will er nicht? Glaubt er er soll oder darf nicht? Finde es heraus. Tut Dein Mitarbeiter das, was er tut aus Gewohnheit, aus mangelndem Bewusstsein, aus Angst oder aus Bequemlichkeit? Finde seine wahren Motive durch gute Fragen heraus. Erst wenn die Blockaden für Dich sichtbar sind, kannst Du dem Anderen helfen, sie zu überwinden. 

Also Tipp Nr. 3: Motive verstehen, Blockaden überwinden


4. Mit den Ohren Herzen öffnen –  durch Fragen wertschätzen, respektieren, motivieren

Gute Fragen signalisieren: „Du bist mir wichtig. Dein Standpunkt interessiert mich.“ Sie bringen Euch auf Augenhöhe, ermöglichen Freiraum und öffnen den Anderen für neue Lösungen.
Richard Branson schreibt in seiner Autobiographie „Ich denke der Schlüssel zu andauernder Liebe ist Zuhören, sicherstellen, dass Du im Einklang mit Deinen eigenen Gefühlen handelst, und Deinem Partner den enormen Respekt gibst, den er verdient.“  
Diesen Einklang auch in einer Arbeitsbeziehung zu haben, setzt enorme Kräfte frei, schafft Wertschätzung und motiviert zu Höchstleistung mit Freude. 

Also Tipp Nr. 4: Mit den Ohren Herzen öffnen – durch Fragen wertschätzen, respektieren, motivieren.


Zusammengefasst meine 4 besten Tipps für Dich für Führen mit Fragen:

1. Gezielt Fragen, Neues ermöglichen
2. Genau hinhören, ausreden lassen, nachfragen
3. Motive verstehen, Blockaden überwinden
4. Mit den Ohren Herzen öffnen – durch Fragen wertschätzen, respektieren, motivieren


Vielen Dank für Deine Zeit und Deine Aufmerksamkeit, 
Dein Leitwolf Stefan

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