Führung ging früher einfacher als heute – von oben nach unten. Oben wurde entschieden, und nach unten hin wurden Anweisungen erteilt.
Allerdings ist dieser antiquierte Führungsstil heute nicht mehr erfolgreich und auch nicht mehr angemessen. In der heutigen Welt sind so viele Informationen zugänglich.
Für einen einzelnen Menschen ist es unmöglich, alleine immer die beste Option zu finden.
Was es braucht, ist eine Verteilung der Aufgaben auf mehrere Köpfe. Die alle mitdenken und mithelfen, um die beste Entscheidung für das Unternehmen zu treffen.
Das Führen von oben nach unten wird außerdem heute von vielen – besonders von jungen – Mitarbeitern nicht mehr akzeptiert. Junge Mitarbeiter wollen keine Ansagen bekommen. Sie wollen anspruchsvolle Ziele und einen gewissen Freiraum zum Mitdenken sowie Eigenverantwortung. Sie erwarten eine Führung auf Augenhöhe.
Die oder der Vorgesetzte bleibt trotzdem verantwortlich für das Gesamtergebnis und muss gut und richtig eingebunden sein. Die Chefin bzw. der Chef muss gut geführt werden.
Muss ich meinen Chef führen?
In erster Linie führe ich meine Mitarbeiter. Genauso dachte ich anfangs auch. Führen heißt Mitarbeiter führen. Das ist auch richtig, aber eben nicht alles.
Als guter Leitwolf führst du in drei Richtungen: du führst dich selbst, du führst deinen Chef und du führst deine Mitarbeiter. Wenn diese Achse insgesamt gut funktioniert, kann dein Team Höchstleistung liefern.
Aber wie führt man als Leitwolf seinen Chef richtig? Wie geht man mit der Macht des Chefs um? Oder mit der eigenen Angst, sich evtl. unbeliebt zu machen? Wie vermeidet man Unklarheit in den gegenseitigen Erwartungen? Was sollte man tun, was eher nicht?
Es gibt 4 Dinge, die du als Leitwolf tun kannst, um deine Chefin bzw. deinen Chef gut zu führen.
1. Erwartungen klären, Ergebnisse liefern
Kennst du die Ziele deines Chefs, was er von dir erwartet und was er von dir braucht?
Wenn du daran auch nur den leisesten Zweifel hast, dann frage ihn ganz offen:
Was brauchen Sie von mir im Geschäft? Hinterfrage welche Balance der Vorgesetzte dir geben möchte zwischen Freiraum und Kontrolle? Was will sie bzw. er entscheiden und was darfst und sollst du als Mitarbeiter selber entscheiden?
Lieferst du alle Ergebnisse, die dein Chef von dir erwartet in Top-Qualität, komplett und pünktlich? Frag nach, wie zufrieden dein Chef mit deinen Ergebnissen und deiner Leistung ist.
Hilfst du deinem Chef, selbst als erfolgreich angesehen zu werden? Kommunizierst du deine eigenen Ideen so, dass dein Chef seinen eigenen Vorteil in deinem Vorschlag erkennt und sich dabei nicht angegriffen fühlt?
Auch wenn ihr komplett verschiedene Persönlichkeiten seid, gegenseitiger Respekt und Verständnis füreinander sollte immer da sein. Verstehe, wie dein Chef tickt, welche Interessen er hat, was ihm privat und beruflich wichtig ist.
In meinen ersten Jahren als junger Manager dachte ich, wenn man miteinander arbeitet, sind die Erwartungen aneinander natürlich klar. Weit gefehlt. In Wirklichkeit sind klare Erwartungen besonders am Anfang von neuen Arbeitsbeziehungen oft ein frommer Wunsch, aber sicher kein Automatismus. Deshalb habe ich mir ein einfaches Tool entwickelt – das Erwartungsgespräch. Dieser Leitfaden legt besonders am Anfang einer neuen Arbeitsbeziehung eine gute Grundlage für eine erfolgreiche, vertrauensvolle Zusammenarbeit. Diese Gespräche haben mir oft geholfen, sowohl mit neuen Mitarbeitern als auch mit neuen Chefs. Darin frage ich eine neue Vorgesetzte beispielsweise, was ihre Ziele sind, was ihr bevorzugter Arbeitsstil ist, was sie von mir erwartet, was sie entscheiden wird und was ich selber entscheiden darf und soll. Danach sprechen wir über meine Erwartungen und Wünsche an meine neue Vorgesetzte. Wann immer ich diese Gespräche geführt habe, haben sie mir sehr geholfen. Deshalb Tipp 1: Sorge für klare Erwartungen!
2. Gemeinsamer Fokus auf Geschäftsergebnisse
Stimm dich mit deinem Chef eng über die 3-4 entscheidenden Faktoren für euren gemeinsamen Geschäftserfolg ab und über alle deine Prioritäten. So könnt ihr gemeinsam maximalen Erfolg erreichen.
Sind deine Prioritäten auch Teil der Prioritäten deines Vorgesetzten? Kennt dein Chef deine Top-Prioritäten und unterstützt er sie voll und ganz? Wenn ihr gemeinsame Prioritäten habt, könnt ihr an einem Strang ziehen und zusammen erfolgreich sein.
3. Überraschungen vermeiden
Als erfolgreicher Leitwolf vermeidest du Überraschungen für deinen Chef.
Fühlt sich dein Chef von dir ausreichend und rechtzeitig informiert, angemessen und rechtzeitig eingebunden? Vertraut dir dein Chef? Spürt er deine Führungsstärke, ohne selbst Angst vor dir zu haben? Das ist manchmal eine Gratwanderung und erfordert Mut, aber es lohnt sich, solange man Überraschungen vermeidet.
Ein Beispiel:
In einer europaweiten Rolle habe ich einmal mit meinem neuen Europa-Chef einen großen Fehler gemacht. Wir waren gerade dabei, unsere digitale Transformation zu beschleunigen, eines meiner drei Hauptprojekte. Als mein Chef von einer einwöchigen Geschäftsreise zurück nach Europa kam und per email wichtige gute Neuigkeiten an mich kommunizierte, habe ich in guter Absicht diese Informationen an unsere Länder weitergeleitet. Ich wollte alle schnell ins Boot holen und die nächsten Schritte einleiten. Dabei habe ich völlig falsch eingeschätzt, wie wichtig es meinem Chef war, diese Information selber zu verschicken. Ich habe ihn überrascht. Und mit seiner sensiblen, enttäuschten Reaktion hat er mich überrascht, er war sauer, und ich auch. Es war ja mein Projekt, ich hatte es etabliert, ich hatte es durchgeboxt und viel dafür investiert. Aber durch mein Verhalten habe ich meinen Chef negativ überrascht – und daraus viel gelernt. Mach du bitte nicht denselben Fehler. Vermeide Überraschungen!
4. Regelmäßiges Abstimmen
Nimm dir regelmäßig Zeit, mit deinem Chef eine klare Abstimmung herzustellen. Besonders am Anfang braucht das viel Zeit. Je länger man dann zusammen arbeitet, desto schneller stimmt man sich ab, egal ob persönlich, telefonisch, über email oder SMS.
Ich empfehle dir, dich regelmäßig mit deinem Vorgesetzten abzustimmen, am besten mit einem persönlichen Jour Fixe mit einem Update deiner eigenen Ergebnisse gegen deine wichtigsten Ziele und Prioritäten. Gerne auch mit deinen eigenen Vorschlägen für wichtige Entscheidungen und mit eigenen guten Fragen zu den wichtigsten Themen deines Unternehmens. So sieht dein Chef immer wieder, welche Leistung du bringst und wie du mitdenkst, auch über deinen Tellerrand hinaus.
Zusammengefasst hier meine 4 Tipps für dich als Leitwolf, wie du deinen Chef erfolgreich führst:
- Erwartungen klären, Ergebnisse liefern
- Gemeinsamer Fokus auf Geschäftsergebnisse
- Überraschungen vermeiden
- Regelmäßiges Abstimmen
Möchtest Du kostenlos ein sehr wirksames Tool zum Schaffen einer richtig guten Arbeitsbeziehung mit Deinem Chef oder Deinen Mitarbeitern? Dann melde Dich bei mir z.B. über die Kontaktseite auf meiner Website.
Möchtest Du weitere Tipps zu gutem Führen haben?
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Vielen Dank für Deine Aufmerksamkeit,
Dein Stefan Homeister