Aktives Zuhören ist eine der wertvollsten Fähigkeiten, die Du als Führungskraft entwickeln kannst. Sie kann den entscheidenden Unterschied machen zwischen einem nur funktionierenden Team und einem Team, das Spitzenleistungen erbringt.
In diesem Artikel beleuchten wir umfassend, warum aktives Zuhören so entscheidend ist, und geben Dir praktische Tipps, wie Du diese Fähigkeit effektiv einsetzt.
Zuhören statt nur hören: So geht’s!
Aktives Zuhören geht weit über das bloße Hören hinaus. Es bedeutet, sich voll und ganz auf den/die Gesprächspartner:in zu konzentrieren und dessen Botschaft wirklich zu verstehen.
Erwarte Neues, erwarte Gutes
Eine der größten Barrieren für gutes Zuhören ist die eigene Erfahrung und die damit verbundenen Annahmen. Als Führungskraft hast Du viel Wissen und Erfahrung gesammelt.
Doch genau diese Erfahrung kann Dich daran hindern, wirklich zuzuhören und offen für neue Ideen und Perspektiven zu sein.
Oft neigen wir dazu, voreilige Schlüsse zu ziehen und zu glauben, dass wir bereits die beste Lösung kennen. Dies kann jedoch den Fluss neuer, potenziell wertvoller Ideen blockieren.
Meiner Überzeugung nach bedeutet Führen nicht, den anderen dazu zu bringen, genau das zu tun, was DU ihm sagst und was DU willst, sondern ihm zu helfen, das Richtige auf seine eigene Weise zu tun. Das ist für mich wahre Führung.
Beispiel: Angenommen, Du leitest ein Teammeeting, bei dem ein neues Projekt diskutiert wird. Deine Erfahrung sagt Dir, dass ein bestimmter Ansatz am besten funktioniert, und Du bist versucht, Deine Meinung sofort durchzusetzen. Wenn Du jedoch bewusst darauf achtest, die Meinungen und Vorschläge Deiner Teammitglieder zu hören und ernst zu nehmen, wirst Du vielleicht auf innovative Ideen stoßen, die Du selbst nicht in Betracht gezogen hättest.
Diese Offenheit kann zu besseren und kreativeren Lösungen führen, die das Team gemeinsam entwickelt.
Mehr zum Thema Aktives und wirkliches Zuhören lernst Du in unserer LEITWOLF® Academy.
Schalte die innere Stimme aus
Der innere Dialog kann oft ablenken und das Zuhören erschweren. Während ein Gesprächspartner spricht, neigen wir dazu, in unserem Kopf eigene Gedanken und Antworten zu formulieren. Dadurch kannst Du wesentliche Details übersehen, die für das Verständnis und die Lösung des Problems entscheidend sind.
Es ist wichtig, diese innere Stimme bewusst auszuschalten und sich voll und ganz auf das Gesagte zu konzentrieren.
Wie man die innere Stimme ausschaltet
Bewusstsein schaffen: Der erste Schritt ist, sich bewusst zu machen, dass die innere Stimme existiert und ablenkt. Erkenne die Momente, in denen Dein innerer Dialog beginnt, während der andere spricht.
Aktives Zuhören üben: Konzentriere Dich bewusst auf die Worte Deines Gesprächspartners. Versuche, seine/ihre Perspektive vollständig zu verstehen, bevor Du eine Antwort formulierst.
Geduld haben: Warte ab, bis der oder die andere ausgesprochen hat. Unterbrich nicht und vermeide es, während des Zuhörens eigene Antworten vorzubereiten.
Reflexion nach dem Gespräch: Überlege nach dem Gespräch, welche Informationen Du aufgenommen hast und ob Du alles Wichtige gehört hast. Dies hilft Dir, Deine Zuhörfähigkeiten kontinuierlich zu verbessern.
Beispiel: Bei einer Feedback-Runde im Team entschließt Du Dich, bewusst Deine innere Stimme auszuschalten. Du konzentrierst Dich voll und ganz auf das Feedback Deiner Kolleg:innen, ohne sofort zu reagieren oder darüber nachzudenken, was Du als nächstes sagen wirst. Dadurch nimmst Du wertvolle Informationen auf, die Dir helfen, besser auf die Bedürfnisse und Vorschläge Deines Teams einzugehen.
Besonders in Pausen – Halte die Klappe
Im Gespräch geht es nicht darum, dass Du selbst glänzt, sondern darum, dass das Team gemeinsam die besten Ideen entwickelt. Gute Fragen zu stellen und dann bewusst zu schweigen, ermöglicht es dem Team, in Ruhe nachzudenken und innovative Lösungen zu finden.
Wie Du bewusstes Schweigen einsetzt
Offene Fragen stellen: Stelle Fragen, die zum Nachdenken anregen und ausführliche Antworten erfordern. Vermeide Fragen, die nur mit Ja oder Nein beantwortet werden können.
Pausen bewusst einsetzen: Nachdem Du eine Frage gestellt hast, halte bewusst inne. Lass die Stille wirken und gib den Teammitgliedern Zeit, ihre Gedanken zu formulieren.
Geduld haben: Auch wenn die Stille unangenehm erscheinen mag, widerstehe dem Drang, sie sofort zu füllen. Die besten Antworten kommen oft nach einer kurzen Denkpause.
Aktives Zuhören: Während der Stille und der Antworten Deiner Teammitglieder höre aktiv zu. Zeige durch Deine Körpersprache und Dein Verhalten, dass Du wirklich an ihren Beiträgen interessiert bist.
Mehr zum Thema Aktives und wirkliches Zuhören lernst Du in unserer LEITWOLF® Academy.
Warum Schweigen und Zuhören manchmal das Beste ist
Manche Führungskräfte hören sich gerne selbst reden, weil sie glauben, dass sie dadurch Wirkung erzielen. Sie denken, dass sie die Kontrolle über das Gespräch haben, wenn sie reden, und haben Angst, diese Kontrolle zu verlieren, wenn sie schweigen. Sie können die Stille nicht aushalten.
Schweigen, dieses auch mal die Klappe halten, fällt vielen Menschen sehr schwer.
Nach meiner Erfahrung ist das in vielen Situationen genau falsch. In diesem „auch mal schweigen“ liegt so viel Potenzial, um die Gedanken und Gefühle des Gegenübers besser zu verstehen, Vertrauen aufzubauen und kreative, innovative Lösungen sowie Eigenverantwortung zu fördern.
Die Verbindung zum aktiven Zuhören
Aktives Zuhören und Schweigen sind untrennbar miteinander verbunden. Indem Du bewusst schweigst und zuhörst, zeigst Du Deinem Gegenüber, dass Du seine/ihre Anliegen ernst nimmst und ihm/ihr Raum gibst, seine/ihre Gedanken zu ordnen, sich vollständig auszudrücken und die wahren Probleme und Chancen zu erkennen.
Hier sind einige Gründe, warum Schweigen und aktives Zuhören so wichtig sind:
Respekt zeigen
Durch das Schweigen und aufmerksame Zuhören signalisierst Du Deinem Gesprächspartner, dass Du seine Perspektive respektierst und wertschätzt. Du gibst ihm das Gefühl, dass seine Meinung zählt und er gehört wird.
Beispiel: In einem Konfliktgespräch äußert ein Teammitglied seine/ihre Frustration über eine Entscheidung, die Du getroffen hast. Anstatt sofort zu verteidigen oder zu erklären, warum Du diese Entscheidung getroffen hast, hörst Du ihm/ihr erst einmal vollständig zu. Du lässt ihn/sie ausreden und versuchst, seine/ihre Bedenken und Emotionen vollständig zu erfassen. Dies kann helfen, die emotionale Intensität des Gesprächs zu reduzieren und eine konstruktivere Atmosphäre zu schaffen.
Tieferes Verständnis entwickeln
Indem Du schweigst und zuhörst, gibst Du Deinem Gesprächspartner die Möglichkeit, seine/ihre Sichtweise ausführlich darzulegen. Dies verschafft Dir wertvolle Einblicke in die wahren Ursachen des Konflikts und die zugrunde liegenden Gefühle und Gedanken.
Beispiel: Während Dein Teammitglied spricht, erfährst Du möglicherweise, dass seine/ihre Frustration nicht nur auf die spezifische Entscheidung zurückzuführen ist, sondern auch auf ein allgemeines Gefühl der Überlastung oder mangelnder Anerkennung. Dieses tiefergehende Verständnis ermöglicht es Dir, gezielter auf die eigentlichen Probleme einzugehen und fundiertere Entscheidungen zu treffen.
Selbstreflexion ermöglichen
Schweigen gibt nicht nur Deinem Gesprächspartner, sondern auch Dir selbst die Möglichkeit zur Reflexion. Du kannst über das Gehörte nachdenken, Deine eigene Position überdenken und eine durchdachtere Antwort formulieren.
Beispiel: Nachdem Dein Teammitglied seine/ihre Sichtweise dargelegt hat, nimmst Du Dir einen Moment, um die Informationen zu verarbeiten. Du reflektierst über die genannten Punkte und überlegst, wie Du auf konstruktive Weise reagieren kannst, um den Konflikt zu lösen.
Kommunikationsfähigkeiten verbessern
Indem Du lernst, geduldig zuzuhören und nicht sofort zu antworten, entwickelst Du ein tieferes Verständnis für die Perspektiven und Bedürfnisse Deines Gegenübers. Dies ermöglicht es Dir, gezielter und effektiver auf die Anliegen anderer einzugehen.
Beispiel: In einer Besprechung stellst Du nach einer Diskussion eine offene Frage und schweigst dann. Deine Teammitglieder haben die Gelegenheit, ihre Gedanken zu ordnen und klar zu kommunizieren.
Diese bewusste Pause gibt ihnen nicht nur Raum zum Nachdenken, sondern signalisiert auch, dass ihre Meinungen und Ideen wichtig sind. Durch diese Praxis lernst Du, Deine eigenen Antworten und Reaktionen besser zu steuern und auf die jeweilige Situation abgestimmt zu reagieren.
Vertrauen und Offenheit fördern
Indem Du geduldig und aufmerksam zuhörst, schaffst Du eine Atmosphäre des Vertrauens und der Offenheit. Dein Gesprächspartner fühlt sich ernst genommen und ist eher bereit, auch Deine Sichtweise zu hören und zu verstehen.
Beispiel: Nach dem ausführlichen Zuhören fasst Du das Gesagte zusammen und zeigst, dass Du die Bedenken Deines Teammitglieds verstanden hast. Du erklärst ruhig Deine Perspektive und suchst gemeinsam nach einer Lösung. Dieses Vorgehen stärkt das gegenseitige Vertrauen und fördert eine offene Kommunikation im Team.
Aktives Zuhören und gezieltes Schweigen sind nicht nur in Konfliktgesprächen von unschätzbarem Wert, sondern in nahezu allen Kommunikationssituationen im beruflichen Umfeld.
Eigenverantwortung fördern
Indem Du schweigst und Deinem Gesprächspartner Raum gibst, förderst Du seine Eigenverantwortung. Er wird ermutigt, selbst Lösungen zu finden und seine eigenen Fähigkeiten zu nutzen.
Beispiel: Ein Teammitglied kommt zu Dir mit einem Problem, das seine Leistung beeinträchtigt. Anstatt sofort Lösungsvorschläge zu machen, stellst Du eine gezielte Frage und schweigst dann.
Dein Mitarbeiter hat die Gelegenheit, seine Gedanken zu ordnen und selbst eine Lösung zu finden. Dies stärkt sein Selbstvertrauen und seine Problemlösungsfähigkeiten.
Raum für Kreativität und Innovation schaffen
Indem Du Dir die Zeit nimmst, zuzuhören und nicht sofort einzugreifen, ermöglichst Du es Deinem Team, kreative und innovative Lösungen zu entwickeln. Schweigen kann oft den Raum schaffen, den Menschen brauchen, um über den Tellerrand hinauszudenken.
Beispiel: Bei einem Brainstorming-Meeting ist es oft hilfreich, nach einer Frage eine Pause einzulegen. Diese stille Phase ermöglicht es den Teilnehmern, ihre Gedanken zu sammeln und innovative Ideen zu entwickeln, die sonst möglicherweise nicht zur Sprache gekommen wären.