Wenn Du Leitwölfin oder Leitwolf an der Spitze bist und große Verantwortung trägst z.B. für eine große Geschäftseinheit, ein großes Land oder gar für eine ganze Firma, dann musst Du gut führen, um erfolgreich zu sein. Du musst Einsamkeit aushalten, denn Du darfst immer mehr alleine entscheiden, musst aber auch mehr und mehr alleine entscheiden, oft mit weniger Leuten um Dich herum, als in vorherigen Rollen.

Als Leitwolf an der Spitze bekommst Du oft weniger Feedback und weniger ehrliches Feedback, weil immer mehr Leute in der Hierarchie unter Dir sind und Angst haben, vor Deiner Position, vor Dir als Mensch oder beides. Oder Du bekommst gefiltertes Feedback, weil man Dir eine schöne heile Welt vorgaukeln will aus Angst oder aus Bequemlichkeit. Um diesem fehlenden oder gefilterten Feedback zu begegnen, stelle Fragen und hör hin, besonders bei den unbequemen Antworten.

Wie macht man das nun Führen an der Spitze?

Hier sind meine 5 besten Tipps für Dich für Führen an der Spitze:

1. Zuversicht und brutale Wahrheit

Um an der Spitze zu führen, brauchst Du Zuversicht und den Glauben an den Erfolg der Menschen in Deiner Firma. Du brauchst eine klare Vision, ein starkes Bild der Zukunft, das Deine Mitarbeiter begeistert. Du brauchst eine einfache klare Strategie, und Du musst Deine Mitarbeiter Deine eigene Sicherheit spüren lassen, dass Ihr es gemeinsam schaffen werdet.

Andererseits solltest Du als Leitwolf an der Spitze ein Klima schaffen, in dem angstfrei die Wahrheit gesagt wird. Lebe nicht Zwang vor, sondern klare sachliche Diskussion. Führe mit Fragen, nicht mit Antworten. Mache ehrliche Analysen, ohne nach Schuldigen zu suchen. Und nimm die Angst vor Fehlern und die Angst vor Deiner Rolle. Mache regelmäßige Lunches, Coffee Chats, Walks mit Mitarbeitern aller Ebenen. Durch dieses «Management by walking around» bist Du spürbar und kannst Zuversicht und Glauben schaffen.

Du brauchst aber auch ein Klima der kompletten, ja brutalen Wahrheit. Was passiert, wenn diese Wahrheit fehlt, hat u.a. das Beispiel Nokia gezeigt. Als 2007 das iPhone eingeführt wurde, glaubte Nokia noch immer an die entscheidende Bedeutung der Technik. Nokia war damals schon 3G-fähig, während das iPhone «nur» 2G-fähig war. Sachlich korrekt. Aber die brutale Wahrheit war, dass das immer mehr Smartphone User nur sehr wenig interessierte. Während 2007 Nokia noch dominanter Marktführer war und jedes zweite Smartphone ein Nokia war, war Nokia als Smartphone-Marke nur 10 Jahre später Geschichte. Die Smartphone-Marke Nokia war untergegangen. Weil man der Wahrheit nicht ins Gesicht sah.

Also Tipp 1: Zuversicht und brutale Wahrheit.

2. Führe Deinen Chef

Um an der Spitze zu führen, brauchst Du das Vertrauen, den Respekt und die Unterstützung Deiner Chefin, Deines Chefs, evtl. Deines Beirats oder Aufsichtsrats. Kläre bitte möglichst genau, was wirklich von Dir erwartet wird. Die angenommene Klarheit an der Spitze ist in Wirklichkeit oft unklar. Top-Führungskräfte hören nach Übernahme ihrer Verantwortung häufig sehr allgemeine Sätze wie «Wir erwarten schnelleres Gewinnwachstum und Sie zeigen uns wie…». Vielleicht bist auch Du unsicher, was die Leute um dich herum wirklich von Dir wollen.

In dieser Situation solltest Du als Leitwölfin oder Leitwolf an der Spitze Klarheit schaffen, was Erfolg ist und wie Du ihn erreichst. Du solltest Deinen Chef überzeugen von dem, was Du für richtig hältst, die Erwartungen an Dich klären und dann Ergebnisse liefern. Du solltest mit Deinem Chef einen gemeinsamen Fokus auf Geschäftsergebnisse haben, negative Überraschungen vermeiden und Dich regelmäßig mit dem Vorgesetzten über Ziele, Richtung und Prioritäten abstimmen. Denn nur wenn der Eigentümer, der Aufsichtsrat, Dein Chef voll hinter Dir stehen, kannst Du als Leitwolf Deine Abteilung, Dein Land, Deine Firma zu dauerhaftem Erfolg führen. 

Also: Führe Deinen Chef.

3. Große Willenskraft, kleines Ego

Die besten Leitwölfe an der Spitze haben einerseits eine enorme Willenskraft. Sie haben einen starken inneren Antrieb für ihre Sache, sie wollen gewinnen und sie wollen nicht das Bequeme, sondern immer das Richtige tun. Ihre Willenskraft gibt ihnen den Antrieb, Rückschläge wegzustecken und immer wieder für das einzutreten, was sie für richtig halten. Ihr Mut erlaubt ihnen, Neues zu wagen. Und ihre Willenskraft erlaubt ihnen, trotz Angst voranzugehen und alle Mitarbeiter mitzunehmen.

Andererseits haben die besten Leitwölfe aber auch ein kleines Ego und eine große Bescheidenheit. Sie führen nicht von oben nach unten, sondern immer auf Augenhöhe. Sie sind stark aber auch nahbar, willensstark aber auch verletzlich und menschlich. Sie können eigene Fehler eingestehen und übernehmen für eigene Fehler und Fehler der Mitarbeiter die Verantwortung.

Ein Beispiel für das Fehlen von Bescheidenheit kommt von einem großen Gummihersteller. Diese Firma hatte viele Jahre lang einen recht egozentrischen CEO. In einem Artikel über das Anführen von Veränderung in seinem Unternehmen erscheint das Wort «Ich» 44 mal, das Wort «Wir» nur 16 mal. Dieser CEO schaffte zwar einige gute Jahre für sein Unternehmen. Danach fiel es allerdings in die Bedeutungslosigkeit. Ein wichtiger Grund dafür war, die stark ausgeprägte Ich-Bezogenheit des CEOs und seine mangelnde Fähigkeit, einen starken Nachfolger zu entwickeln.

Ein gutes Beispiel habe ich in meinen 16 Jahren in einem globalen Konsumgüterunternehmen mit amerikanischen Wurzeln erlebt. Mein damaliger Chef, der über mehrere Jahre mein direkter Vorgesetzter war, war zwar in der Sache klar und konsequent. Er gab mir aber immer wieder auf erstaunliche Weise das Gefühl, dass er für mich arbeitet, nicht ich für ihn. Er ist heute der weltweite CEO des Unternehmens mit fast 100.000 Mitarbeitern. Das ist er auch deshalb, weil er sich selbst,  seine großen intellektuellen und persönlichen Stärken und seine großen Erfolge immer bescheiden hinten an stellt. Er stellte immer die Interessen der Firma und der Kunden voran und die Interessen der Mitarbeiter in den Vordergrund. Mich hat er damit oft bis in die Haarspitzen motiviert.

Also: Große Willenskraft, kleine Ego.

4. Fokus auf Kunde und Mitarbeiter

In vielen Firmen sagen Mitarbeiter sie müssten sich zu viel um interne Dinge kümmern, um Meetings, um Reporting etc. Sie haben zu wenig Zeit für Mitarbeiter und Kunden. In einem großen weltweiten Unternehmen, das mein Team und ich aktuell beraten, sagten uns selbst seniore Führungskräfte in Interviews, dass sie zwischen 40% und 80% ihrer Arbeitszeit mit internen Dingen verbringen. Das ist zu viel. Als Leitwolf an der Spitze musst Du zu diesen internen Fokus abstellen. Jeff Immelt, der CEO von General Electric sagte einmal «Wir gewinnen in Märkten, nicht im Konferenzraum». Entscheidend für Erfolg ist, dass Kunden zufrieden oder sogar begeistert sind. Gutes Führen an der Spitze erfordert einen klaren Blick über die gesamte Firma hinweg, wohinein die knappe Zeit tatsächlich investiert wird. Wie ist es in Deinem Geschäft? Wieviel Prozent Deiner Zeit investierst Du in Mitarbeiter und Kunden? Für erfolgreiche Firmen wie z.B. Apple oder Richard Branson’s Virgin stehen Kunde und Mitarbeiter im Mittelpunkt.

Also: Fokus auf Kunde und Mitarbeiter.

5. Entwickle starke Leader, starke Nachfolger und Dich selbst

Durchschnittliche Führungskräfte entwickeln brave Ja-Sager, die nicht widersprechen und brav das tun, was bequem ist und von oben gewünscht wird. Sie etablieren ein System mit einem Genie – sie selbst – und tausend Helfern. In diesen Kulturen entsteht immer mehr Gleichförmigkeit und immer weniger Neues. In der heutigen VUCA Welt mit ihrer Volatilität, Unsicherheit, Komplexität und Ambiguität braucht es aber andere Führungskräfte auf allen Ebenen. Heute sind so viele Informationen permanent verfügbar, dass ein einzelner Mensch unmöglich immer die beste Lösung wissen kann. Man braucht das schlaue Mitdenken aller Mitarbeiter. Und Mitarbeiter, die denken, erreichen mehr als Mitarbeiter, die denken lassen und selber nur ausführen.

Nachhaltig erfolgreiche Leader entwickeln starke Leader. Sie sorgen dafür, dass die richtigen Leute in den richtigen Positionen sitzen, und die falschen sich verändern. Sie etablieren starke Führungskräfte und entwickeln systematisch eine starke Führungskultur. Sie definieren, was gutes Führen heißt. Und sie messen ihre Führungskräfte nicht nur an ihren kurzfristigen Geschäfts-Resultaten, sondern auch an ihrem Führungsverhalten. Nur wenn Du gut führst, Dich mit Leuten umgibst, die in Vielem stärker sind als Du, wenn Du gutes Führen systematisch misst, bewertest und belohnst, dann baust Du eine nachhaltig erfolgreiche Firma auf, die auch dann noch erfolgreich ist, wenn Du bereits weitergezogen bist.

Wenn Du als Leitwolf Verantwortung für eine Menge Menschen trägst, dann frag Dich, welche Kultur prägst Du durch Deine tägliche Führungsarbeit? Ob Du willst oder Du nicht, Du bist ein Vorbild durch alles, was Du tust, in jedem Moment. Was lebst Du vor? Entwickelst Du brave Helfer oder mutige Leader in Deiner Umgebung?

Auch und gerade wenn Du an der Spitze führst, entwickle Dich ständig weiter, suche Dir Menschen denen Du vertraust, Deinen HR-Chef, einen Mentor, einen Coach, die Dir wertvollen Input und ehrliches Feedback geben. Es lohnt sich.

Also: Entwickle starke Leader, Deinen Nachfolger und Dich selbst.

Zusammengefasst meine 5 besten Tipps für Dich für Führen an der Spitze:

1. Zuversicht und brutale Wahrheit
2. Führe Deinen Chef
3. Große Willenskraft, kleines Ego
4. Fokus auf Kunde und Mitarbeiter
5. Entwickle starke Leader, starke Nachfolger und Dich selbst

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Vielen Dank für Deine Aufmerksamkeit,
Dein Stefan Homeister