LEITWOLF® Blog: Vom Umgang mit der Schuldfrage

Fehlerkultur in der Führung: Der schmale Grat zwischen Schuld und Verantwortung

Eine ganz zentrale Führungskompetenz ist der Umgang mit Fehlern. Menschen machen Fehler. Und die Art und Weise wie mit Fehlern umgegangen wird – die sogenannte Fehlerkultur – ist ein prägender Teil jeder Firmenkultur.

Aber warum ist das so? Weil Emotionen einen entscheidenden Aspekt in der Führung darstellen. Weil wir Menschen sind und weil wir keine Machinen sondern Menschen führen.

Im Verlauf dieses Jahres wirst Du die Möglichkeit haben, sechs bedeutende Emotionen besser kennenzulernen und zu verstehen, wie Du sie in Bezug auf Führung nutzen kannst.

Dies ermöglicht es Dir, zu erkennen, ob und wie eine bestimmte Emotion Dich gerade beeinflusst, sei es positiv oder negativ. Die letzten Emotionen, die ich schon behandelt habe, waren: Angst, Zorn und Wertschätzung. Höre sie Dir gerne nochmal an.

Was ist Schuld?

Bei der Schuld handelt es sich auch um einen strafrechtlichen Begriff. Im strafrechtlichen Sinne versteht man unter Schuld das persönliche Dafürkönnen für das begangene Unrecht.

Doch Schuld spielt auch im Führungsalltag eine große Rolle. Du hast bestimmt schonmal gesagt, „Du bist schuld” oder aber selbst diese Worte in den Mund genommen oder Dich schuldig gefühlt?

Noch gestern in einem Executive Coaching mit einer erfahrenen Führungskraft fühlte dieser Mann sich schuldig für eine Handlung anderer, für die er absolut gar nichts konnt. Er sollte einen klare Grenze seiner Verantwortung ziehen.

Wir alle kennen es, aber ist das richtig? Dieser Frage gehe ich heute auf den Grund.

Als junger Manager in meiner ersten Firma habe ich durch einen einfachen Erklärungsirrtum auf der neuen Verpackung eines unserer Flüssigwaschmittel einen möglichen Schaden von mindestens € 280K produziert. Ich hatte versehentlich eine sachlich falsche Aussage auf die Verpackung drucken lassen.

Wenn der Handel uns aufgrund meines Fehlers zur Rücknahme dieser Produkte aufgefordert hätte, wären finanziell mindestens diese € 280 K an Schaden angefallen und wir hätten einen riesengrossen Imageschaden bei unseren Kunden erlitten.

Schuld und Verantwortung: Ein junger Manager und der € 280K Verpackungsfehler

Drei Monate nach Markteinführung ruft mich unsere eigene hausinterne Verbraucherstelle an und fragt mich, „Herr Homeister, stimmt es dass unsere Nachfüllpacks zu 85% dieses Material enthalten?“ Ich antworte, „Nein, wie kommen Sie darauf?“, Antwort: „Weil es auf der Verpackung steht.“

Schock. Schuld. Sofort geprüft. Und tatsächlich. Ich hatte eine sachlich falsche Aussage auf unsere Verpackung drucken lassen.

Ja, 13 andere Abteilungen, die den Fehler hätten auch sehen können, haben den Text gelesen und freigegeben. Und ja, es bestand zu keiner Zeit auch nur das geringste Risiko für den Konsumenten.

Aber es war sachlich falsch. Der Handel könnte verärgert reagieren oder sogar Rücknahme von 300.000 Paketen fordern. Umweltschutzverbände könnten uns verklagen. Für eine Minute gingen mir die wahrsten Horrorszenarien durch den Kopf.

Keine Schuldzuweisungen, nur Lösungen

Ich liess alles stehen und liegen und machte mich sofort an die Krisenbewältigung. In drei Stunden hatte ich alle Aspekte der Situation verstanden, drei gute Optionen zur Lösungen erarbeitet und mit den entscheidenden Abteilungen abgeklärt.

Dann ging ich zu meinem Chef. Ich hatte ein Problem. Aber ich hatte auch eine Lösung. Und trotzdem fühlte ich mich schuldig. Im Endeffekt ist nichts passiert, mancher im Unternehmen hat vielleicht ein wenig geschmunzelt. Aber mein Fehler blieb unbemerkt und völlig ohne Auswirkungen.

Kein einziges Mal wurde ich nach Schuld gefragt.
Kein einziges mal wurde in in mir ein Schuldgefühl erzeugt.

Was genau ist also Schuld im Alltag als Führungskraft?

Schuld bedeutet für mich sich schlecht fühlen, weil man einen Fehler gemacht hat.

Wann hilft Schuld, wann schadet sie?
„Schuld hilft niemandem. Verantwortung vielen.“

Praktische Tipps für den Umgang mit Schuld

Selbstführung

Warum ist mir dieser Fehler unterlaufen? Wie vermeide ich ihn in Zukunft?

Verantwortung übernehmen. Wenn sinnvoll, sich entschuldigen.

Den eigenen Fehler vor sich selbst und vor anderen eingestehen und Lösungsvorschläge machen. Falls angemessen, sich spürbar aufrichtig entschuldigen und verlorenes Vertrauen wiedergewinnen.

Psychologische Sicherheit verbreiten

Das Konzept der „Psychologische Sicherheit“ ist entscheidend in der Mitarbeiter- und Teamführung.

Eine großangelegte Studie bei Google („Google Aristoteles“) erforschte von bis 2016 bis 2019 innerhalb von 180 Teams, was den Unterschied macht zwischen schwachen und dauerhaft erfolgreichen Teams.

Das Muster war keine Technik, sondern eine Emotion, das Gefühl der „Psychologischen Sicherheit“.
Bei Google sind solche Teams am erfolgreichsten, bei denen sich jeder in jeder Situation psychologisch sicher fühlt. Man kann sein, wer man ist, äußern, was man denkt, ohne ausgestoßen oder zurückgesetzt zu werden. Dieses Verbreiten von psychologischer Sicherheit korreliert am stärksten mit Erfolg von Teams bei Google.

Reflektiere im eigenen Führungsverhalten:
Tust Du schon alles, was Du tun kannst, um auch in Deiner Umgebung das Gefühl von psychologischen Sicherheit zur vollkommen normalen Routine zu machen?

Die richtige Frage stellen

Fragen sind ein extrem starkes Mittel, sich selbst und andere erfolgreich zu führen. Je stärker die Frage, desto stärker die Wirkung. Eine mögliche Frage, die ich grundsätzlich ablehne, ist „Wer ist schuld?“. Die Frage halte ich nicht für besonders produktiv.

Die Frage, die ich Dir empfehle, lautet „Was lernen wir daraus?“

Und dieses Lernen sollte wandern, sollte geteilt werden.

Der richtige Umgang mit Schuld bzw. Verantwortung trägt entscheidend bei zu einem Gefühl von psychologischer Sicherheit und damit zu Vertrauen im Team. Vertrauen ist die mit Abstand wichtigste Grundlage für zwischenmenschliche Beziehungen, für produktive Zusammenarbeit, für Erfolg, für Glück und Spass.


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