Um erfolgreich führen zu können, muss eine Führungskraft von ihren Mitarbeitern Vertrauen bekommen, ihnen Vertrauen geben und das Selbstvertrauen der Mitarbeiter immer weiter stärken. Bei mir entsteht Vertrauen in einen Vorgesetzten dann, wenn ich den Eindruck habe, dass er sagt, was er denkt, und tut, was er sagt – konsequent und zuverlässig. Dann wächst mein Vertrauen in diesen Menschen immer mehr. Denn: Versprechen machen, weckt Hoffnung. Versprechen halten, weckt Vertrauen. Vertrauen zu gewinnen, dauert Monate oder Jahre, es zu verlieren hingegen nur Sekunden.
Aber wie gehst du richtig mit Vertrauen um? Wie sorgst du als Leitwölfin oder Leitwolf dafür, dass du deinen Mitarbeitern und Kollegen ein gutes Maß an Vertrauen gibst und sie dir auch vertrauen? Es gibt 5 Dinge, die du als Leitwolf konkret tun kannst, um Vertrauen zu stärken.
1 – Vertraue dir selbst
Du hast allen Grund, an dich selbst zu glauben und an deine Fähigkeit, mit Problemen aller Art umgehen zu können. Du meisterst deinen Weg, was auch immer kommen mag, und das lässt du die Menschen um dich herum spüren. Dabei ist es wichtig, dass du dich unabhängig machst vom Erreichen von Perfektion, von überhöhten Erwartungen an dich selbst und von Dingen, die du nicht kontrollieren kannst.
Ich finde, wir haben genau dann jeden Grund, uns selbst zu vertrauen, wenn wir wissen, was wir wollen, wenn wir alles Sinnvolle getan haben, um es zu erreichen, und dann aus dem Erreichten lernen. Dann kannst du dir selbst mit gutem Gewissen vertrauen.
2 – Verdiene Vertrauen: Sei spürbar, sage was du denkst, und tue, was du sagst
Vertrauen wird nicht erkauft, sondern verdient. Als Leitwolf ist es wichtig, dass deine Mitarbeiter dir folgen wollen. Das tun sie nur, wenn sie dir vertrauen. Sei da, wenn deine Mitarbeiter dich brauchen. Sei spürbar. Einer meiner Kollegen, ein General Manager im Biergeschäft, war ein Meister darin. Als ich ihn zu meinem Antrittsbesuch in England besuchte, lebte er mir vor, welche Kraft das „Management By Walking Around“ hat. Nach einer kurzen Einführung liefen wir zu zweit von Schreibtisch zu Schreibtisch. Er stellte mich seinen Mitarbeitern kurz vor und fragte dann interessiert „Woran arbeitest du gerade?“ Er fragte das mit echtem Interesse am Mitarbeiter. Nicht weil er ihn und seine Arbeit kontrollieren wollte. Er interessierte sich wirklich für das, was seine Leute taten. Das solltest du als Leitwolf auch tun. Denn man konnte das Vertrauen seiner Mitarbeiter in diesen Mann förmlich mit Händen greifen.
Ein anderes wichtiges Mittel, mit dem du Vertrauen verdienst, heißt: Sage, was du denkst, und tue, was du sagst. Wecke nur Erwartungen und mache nur Zusagen, die du auch einhältst. Und begründe deine Entscheidungen, damit die Mitarbeiter den Sinn deiner Entscheidungen verstehen. Dann schenken sie dir ihr Vertrauen.
3 – Schenke Vertrauen: Lasse Fehler zu, fordere Lernen und Verantwortung
Ernest Hemingway sagte einmal: „Die beste Art herauszufinden, ob du jemandem vertrauen kannst, ist, ihm zu vertrauen.“ Diesen Satz finde ich richtig, denn Menschen spiegeln Verhalten und Vertrauen. Gegebenes Vertrauen kommt oft verstärkt zurück.
Als Leitwolf solltest du natürlich nicht blind oder bedingungslos vertrauen. Aber wenn du deine Mitarbeiter gut auswählst und ihnen Rollen gibst, in denen sie ihre Stärken einsetzen und weiterentwickeln können, dann werden sie Erfolg haben und wachsen. Motivierten Mitarbeitern solltest du immer etwas größere Verantwortung geben, als sie selbst glauben, tragen zu können. Das macht sie noch stärker, denn meist können sie mehr, als ihnen bewusst ist.
Vertrauen braucht auch ein gesundes Maß an Kontrolle. Denn ein gutes Maß an Kontrolle schafft Klarheit, ermöglicht Leistung und stärkt das Selbstvertrauen des Mitarbeiters. Auch eine ehrliche, möglichst faktenbasierte und transparente Leistungsbeurteilung stärkt Vertrauen.
Besonders wichtig ist dein Umgang mit Fehlern: Du solltest deinen Mitarbeitern Fehler erlauben. Natürlich nur, solange sie daraus lernen und die Verantwortung dafür übernehmen, dass aus diesen Fehlern gelernt wird. Sie sollten keine Angst vor Fehlern haben müssen, denn jeder macht mal Fehler. Schnelles, ehrliches und angstfreies Lernen aus Fehlern ist ein großer Turbolader für den Aufbau von Vertrauen und Erfolg. Dafür eignen sich ganz besonders gut gemachte Feedbackgespräche.
Also: Schenke deinen Mitarbeitern dein Vertrauen, es lohnt sich.
4 – Wage Verletzlichkeit
Ein wirksames Mittel, um Vertrauen zu vergrößern, ist es, Risiken in Kauf zu nehmen und eigene Verletzlichkeit zu wagen. Ich war 25 Jahre lang Führungskraft in internationalen Unternehmen und hatte in dieser Zeit 19 verschiedene Chefs.
Ich möchte dir von einem Erlebnis mit dem Mann erzählen, der am längsten mein direkter Vorgesetzter war. Während ich Marketingdirektor für ein weltweites Konsumgüterunternehmen war, war David mein Geschäftsführer. Er gab mir die Verantwortung für ein entscheidendes globales Meeting. Ich hatte David in all den Jahren noch nie nervös erlebt. Aber in diesem Meeting mit unserem weltweiten CEO, da spürte ich, dass er nervös war. Er nahm das Risiko in Kauf, dass seine Karriere Schaden nehmen könnte, falls ich jetzt größere Fehler machen würde. Aber er hat sich zurückgenommen und sich damit verletzlich gemacht. Er war überzeugt davon, dass ich in seinem Sinne handeln würde. Wir hatten ein mehrere Stunden langes, sehr erfolgreiches Meeting, und mein Chef hat das Vertrauen, das er mir gegeben hat, vielfach zurückbekommen – von mir, vom CEO und von vielen anderen im Raum. Er wusste jetzt, dass er sich auch in entscheidenden, schwierigen Momenten auf mich verlassen konnte.
Dieser Moment der Verletzlichkeit ist einer der intensivsten, den ich mit diesem Mann als Chef je erlebt habe. Und er ist einer der vielen Gründe, warum David für mich ein genialer Leitwolf ist!
Wage Verletzlichkeit und vertraue deinen Mitarbeitern auch entscheidende Aufgaben an. So spüren sie dein Vertrauen und können wachsen.
5 – Eiserne Team-Regel: Vertrauen ist alles
Neben dem bilateralen Vertrauen zwischen zwei Menschen gibt es das genauso wichtige Vertrauen im Team. Teams sind mehr als nur Menschen, die miteinander arbeiten. Sie sind Menschen, die einander vertrauen. Und während in Gruppen oft Einzelne versuchen, auf Kosten anderer zu glänzen, stellen Mitglieder erfolgreicher Teams immer die Interessen des Teams über ihre individuellen. In Teams ist es wichtig, dass jeder von den anderen Mitgliedern in die Verantwortung genommen werden kann, wenn er seinen Beitrag nicht liefert. Das sollte aber immer auf der Basis von gegenseitigen Respekt und Vertrauen geschehen.Ich bin begeisterter Team-Sportler und empfinde tiefe Freude, wenn Teams Erfolge erreichen, die sie sich selbst anfangs nicht zugetraut haben. Dieses Gefühl des Erfolgs ist Adrenalin pur und macht einfach einen Riesenspaß! Und es kann nur dann entstehen, wenn die Mitglieder des Teams einander vertrauen. Deshalb meine eiserne Team-Regel: Vertrauen im Team ist alles.
Zusammengefasst meine 5 Tipps zum wirksamen Umgang mit Vertrauen:
- Vertraue dir selbst
- Verdiene Vertrauen
- Schenke Vertrauen
- Wage Verletzlichkeit
- Vertrauen ist alles
Wirksam Vertrauen zu vergrößern, ist eine der wichtigsten Fähigkeiten erfolgreicher Führungskräfte. Deshalb solltest du als Leitwolf dir selbst und deinen Mitarbeitern vertrauen und aus Erfolgen und Fehlern schnell lernen und dadurch Vertrauen und Erfolg immer weiter steigern.
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Vielen Dank für Deine Aufmerksamkeit,
Dein Stefan Homeister