Wenn du als Leitwolf Andere mit Spaß zu Höchstleistungen führen willst, dann musst du u.a. gute Fragen stellen und richtig gut zuhören. Wenn du an all die Führungskräfte denkst, denen du bisher begegnet bist, wie viele von denen waren gute Zuhörer? Die meisten Menschen können diese an den Fingern einer Hand abzählen. Du auch?
Beim Einstieg in einen Job hat mir mein Vorgänger einmal den Satz gesagt:
„Stefan, Gott gab dir 2 Ohren und 1 Mund. Nutze sie in dieser Reihenfolge und in genau dem Verhältnis. WOM! Volltreffer. Was für ein Satz. Dieser Mann wusste genau, wer fragt der führt. Wir führen mit den Ohren. Eine der wichtigsten Eigenschaften, die du als Leitwolf den von dir geführten Kollegen geben kannst, ist gutes Zuhören für eine gute Balance zwischen Freiraum und Kontrolle.
Aber warum reden wir dann soviel?
Es gibt Menschen, die grundsätzlich selber reden und hinterher sogar ein gutes Gefühl haben, weil die Unterhaltung so gut war. Sie merken oft nicht einmal, dass keiner außer ihnen etwas gesagt hat. Und wenn diese Menschen dir zuhören, dann oft nur, um möglichst schnell selber wieder reden zu können.
Wir hören gerne unsere eigene Stimme, das beruhigt uns. Wir denken oft, wir führen wenn wir reden. Mancher redet, weil er Angst hat, die Kontrolle über das Gespräch zu verlieren. Manche sind vielleicht einfach zu bequem um zuzuhören. Denn dabei muss man nachdenken. Da scheint es einfacher zu sein, zu reden als zuzuhören. Manche reden, weil sie denken „es fehlt noch etwas, das muss ich unbedingt noch erzählen“ und glauben dann, wenn der Andere nicht dazwischen fragt, dann stimmt er zu und findet das spannend, was wir sagen. Also reden sie weiter.
Dabei kann viel Reden auch Negatives verursachen. Es können Unklarheit und Missverständnisse entstehen, weil der Andere müde wird, falsch versteht, ohne nachzufragen und einfach abschaltet. Es entstehen ungleiche Erwartungen, schlechte Ergebnisse und Enttäuschung auf beiden Seiten.
Es kann zu Demotivation und sogar zum kompletten Vermeiden kommen, weil endlose Monologe den Anderen zum passiven Ausführer degradieren.
Warum ist Zuhören oft besser als Reden?
Zuhören zeigt Respekt und aufrichtiges Interesse. Es bringt beide Gesprächsteilnehmer auf Augenhöhe. Zuhören ermöglicht Wertschätzung. Es ermöglicht dem Anderen Freiraum und zeigt Wertschätzung für die Sicht des Anderen.
Man kann gut oder schlecht zuhören. Ein Beispiel für schlechtes Zuhören: als ich einmal die Verantwortung für zwei große Marken und mehrere Mitarbeiter übernahm, bekam ich von meinem Vorgänger eine richtig schlechte Übergabe. Er saß mir nicht gegenüber und schaute mich auch nicht an. Er saß 90 Grad seitlich zu mir und tippte fleißig Mails, während er mit mir die Übergabe durchsprach. Er hörte mir gar nicht zu und wollte nur selbst reden und seine Punkte abhaken. Ich fand das so unverschämt, dass ich ihn gefragt habe, ob er unsere Zeit verschwenden will oder eine vernünftige Übergabe machen möchte. Das war eine der respektlosesten Situationen, die ich in meinem Berufsleben erlebt habe. Mach du es bitte anders! Sei voll präsent und hör richtig zu!
Gutes Zuhören schafft Motivation. Ein Beispiel: Als ich einmal als europaweit verantwortliche Führungskraft zu meinem ersten Besuch in einem unserer größten Länder war, führte mich der lokale Geschäftsführer zu mehr als 20 einzelnen Mitarbeitern an ihren Arbeitsplatz. Er stellte mich jeder und jedem einzelnen vor und fragte „Woran arbeitest du gerade?“ Diese Frage und manchmal eine weitere Frage zeigten sein echtes Interesse an dem, was seine Mitarbeiter tun. Man konnte spüren, wie dieses echte Interesse auf Augenhöhe seine Leute sehr motivierte.
Gutes Zuhören motiviert und bringt den Anderen vom Sollen zum Wollen. Wenn wir aus Anderen ihr volles Potenzial herauskitzeln wollen, müssen wir sie motivieren, sich zu öffnen. Das geht am besten durch gute Fragen. Wenn wir reden, machen Andere immer weiter zu. Wenn wir fragen, erlauben wir Anderen sich immer weiter zu öffnen.
Darum gilt für dich als Leitwolf „Führen durch Fragen und Zuhören“.
Wenn du als Leitwolf Andere erfolgreich führen willst, dann sind hier meine 4 besten Tipps für dich, für Führen mit den Ohren:
1. 100% Aufmerksamkeit
Sei präsent, sei zu 100% aufmerksam. Hör richtig zu, und zwar nicht mit der Absicht, schnell wieder selber zu reden, sondern mit der Absicht, den Anderen wirklich zu verstehen. Vermeide jede Ablenkung, leg das Smartphone weg, schliesse die Türe und sei voll beim Anderen und seiner Perspektive. Also: 100% Aufmerksamkeit.
2. Stell den Anderen in den Vordergrund
Wenn du als Leitwolf den Anderen zu Höchstleistung motivieren willst, dann rede nicht von dir. Stell den Anderen und seine Sichtweise in den Vordergrund. Wenn du z.B. ein anspruchsvolles Projekt delegierst, dann sage klipp und klar das Ziel, welches Ergebnis du in welcher Qualität bis wann erreichen willst. Dann höre auf zu reden! Stell gute Fragen wie z.B. „Wie muss das Ergebnis sein, damit du so richtig stolz darauf bist?“ Oder „Worauf musst du achten, um ein gutes Ergebnis zu erzielen?“, „Was ist wichtig für Erfolg“? oder „Wo hast du Fragen?“. Alles offene Fragen, die die Sicht des Anderen in den Vordergrund stellen. Also: rede nicht von dir und wie du es machen würdest. Stelle die Sicht des Anderen in den Vordergrund.
3. Denken, fragen, schweigen, zuhören
Eine gute Frage zu stellen, ist anspruchsvoll. Deshalb nimm dir die Zeit, kurz und klar nachzudenken, welche Frage jetzt die wertvollste ist. Dann stelle sie und schweig. Gib dem Anderen die Zeit nachzudenken, was er sagen will und quatsch nicht dazwischen. Schweig einfach und hör zu. Wenn dir mehrere Dinge durch den Kopf gehen, frag dich auch ob es sich überhaupt lohnt, diese Frage auszusprechen. Also: erst denken, dann fragen, dann schweigen und zuhören.
4. Klarheit durch Zusammenfassung durch den Anderen
Nur wenn du als Leitwolf zuhörst, was die oder der Andere sagt, nur dann kannst du sicher Klarheit schaffen. Nur wenn der Andere spricht und du zuhörst, kannst du erkennen, ob der Andere wirklich dasselbe verstanden hat wie du. Hast du schon einmal erlebt, was passiert, wenn ein Meeting nicht zusammengefasst wird? Genau, es entstehen Missverständnisse, die unnötig Zeit und Geld kosten.
Am Schluss eines Gesprächs ist es deshalb hilfreich, die oder den Anderen zu bitten es zusammenzufassen. Nur dann entsteht wirklich Klarheit. Andernfalls läufst du Gefahr, in genau die Falle zu tappen, in die viele Menschen tappen – das schwarze Loch der Annahmen. Wir nehmen an, dass der Andere dasselbe aus einem Gespräch entnommen hat wie wir. Und genau diese Annahme ist oft falsch.
Deshalb: Schaffe Klarheit in Form einer Zusammenfassung durch den Anderen.
Zusammengefasst meine 4 besten Tipps für dich für Führen mit den Ohren:
- 100% Aufmerksamkeit
- Stell den Anderen in den Vordergrund
- Denken, fragen, schweigen, zuhören
- Klarheit durch Zusammenfassung durch den Anderen
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Vielen Dank für Deine Aufmerksamkeit,
Dein Stefan Homeister